Der Juli 2015 in Rheinstetten:
Deutlich zu warm und viel zu trocken bei reichlich Sonnenschein
Temperatur
Dem bereits zu warmen Juni als erstem Sommermonat 2015
schloss sich ein noch wesentlich wärmerer Juli an.
Mit einer Mitteltemperatur von 23.0°C betrug der
Wärmeüberschuss 3.9 Grad bezogen auf den Mittelwert 1961-1990
und selbst gegenüber der etwas wärmeren Bezugsperiode 1971-2000
liegt der Juli 2015 noch 3.4 Grad über seinem langjährigen Vergleichswert.
Seit der Wiedereinrichtung der Wetterstation in Rheinstetten im
Oktober 2008 war kein Monat wärmer als der Juli 2015.
Bezogen auf die Temperaturabweichungen reiht sich der diesjährige Juli
auf Platz vier in der Karlsruher Reihe ein; wärmer fielen nur der Juli 2006 (+5.2),
der Juli 1994 (+4.5) und der Juli 1983 (+4.3) aus.
Zum exorbitanten Wärmeüberschuss trugen insbesondere die ersten 24 Tage des Monats bei,
und ohne die vergleichsweise kalte letzte Woche
hätte der Juli 2015 das Zeug zu einem neuen Rekordmonat gehabt.
Insgesamt konnte der Juli mit 21 Sommertagen aufwarten, davon waren 18 gleichzeitig
heiße Tage mit einer Höchsttemperatur von 30°C oder mehr. 7 Mal stieg das Thermometer
sogar auf Werte von 35°C oder darüber. Und beim Blick auf die Tagesmitteltemperaturen
fällt der 5. ins Auge, an dem sich ein extremer Wert von 30.1°C errechnete.
Der Monat zeichnete sich nicht nur durch außerordentlich hohe Temperaturen bis
38.4°C am 5. aus, sondern hatte auch enorme Temperaturgegensätze zu bieten.
Beispielsweise lag am Morgen des 11. die Temperatur bei 10.2°C, am Nachmittag wurden dann
bemerkenswerte 33.1°C erreicht; Temperaturspannen von mehr als 20 Grad traten
mehrfach auf.
In Rheinstetten und generell in Tälern sind nächtliche Tiefstwerte der
Temperatur von 20°C oder mehr (sogenannte Tropennächte) ein seltenes Ereignis.
Gleich 3 solcher Nächte konnten im Juli 2015 verzeichnet werden, am wärmsten blieb es am 3. mit 21.0°C.
Und trotz der tagsüber meist sehr hohen Temperaturen waren auch
außerordentlch frische Nächte mit dabei.
Am kältesten wurde es am 31. mit 7.0°C, insgesamt vier Mal sank in den Nächten das
Thermometer in den einstelligen Bereich.
Niederschlag
Die ungewöhnlich große Trockenheit der Vormonate setzte sich auch im Juli fort.
Mit einer Regensumme von gerade einmal 34.7 mm kam noch nicht einmal die Hälfte (45%)
der üblicherweise in einem Juli auftretenden Regenmenge von 77.3 mm zustande.
Mit einer Tagesmenge von mindestens 1 mm konnten nur 6 Tage aufwarten; dabei zeichnete
allein der 24. mit einer 24-stündigen Menge von 18.3 mm für mehr als Hälfte des gesamten
Monatsregens verantwortlich. An den ersten 23 Tagen fielen lediglich 7.8 mm
Regen und angesichts der großen Hitze während dieses Zeitraums traten
mancherorts Trockenschäden zutage.
An 20 Tagen blieb es vollständig trocken.
Sonne
Mit insgesamt knapp 284 Stunden schien die Sonne in diesem Monat überdurchschnittlich lange.
Der überschuss gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 238 Stunden betrug 19% oder 46 Stunden,
im Schnitt macht das 1.5 Stunden pro Tag.
Besonders intensiv verrichtete die Sonne in der ersten Juliwoche ihre Arbeit,
vergleichsweise gering fiel die Sonnenausbeute an den letzten 7 Tagen des Monats aus.
Dennoch präsentierten sich nur wenige Tage vollständig wolkenfrei;
die astronomisch mögliche Sonnenscheindauer wurde nahezu erreicht am 1., 10. und am 16.
Mehr als 10 Sonnenstunden gab es an 15 Tagen und nur ein einziges Mal, nämlich am 13.
ließ sich die Sonne weniger als eine Stunde lang blicken.
Wind
Der Wind war auch im Juli 2015 kein großes Thema.
Immerhin reichte es aber am 18. und am 25. zu stürmischen Böen (72 km/h), das
entspricht Windstärke 8.
Vergleich mit dem Juli 2014
Der diesjährige Juli unterschied sich deutlich nicht nur von seinem Vorjahresmonat
sondern kann insgesamt als sehr außergewöhnlich bezeichnet werden.
Insbesondere die Kombination große Wärme - große Trockenheit tritt in dieser Intensität
nur selten auf.
Auch der Juli 2014 konnte mit einem Temperaturüberschuss aufwarten, wenngleich
die Abweichung nur 1.3 Grad betrug. Erstaunlicherweise hatten beide Vegleichsmonate
die nahezu identische Anzahl an Sommertagen zu bieten, nämlich 20 und 21.
Allerdings wurden im Juli in diesem Jahr 16 heiße Tage gezählt, im Vorjahr waren es nur 5;
und auf mehr als 35°C stieg das Thermometer im Juli 2014 nur ein einziges Mal, während
das in diesem Juli 7 Mal gelang.
Der größte Unterschied der beiden Hochsommermomate manifestiert
sich im Niederschlag. Während im Vorjahr der Juli mit 185 mm Regen als einer
der feuchtesten Monate überhaupt in die Wetteranalen Karlsruhes einging,
kam in diesem Jahr mit 35 mm gerade einmal ein Fünftel der Vorjahresregenmenge zusammen.
An zwei Tagen des Juli 2014 (20. und 21.) regnete es jeweils soviel wie in diesem Jahr im Juli
insgesamt.
70 Sonnenstunden beträgt die Differenz der beiden Julis,
dabei verfehlte der Juli 2014 mit 24 Stunden sein Soll deutlich,
noch deutlicher übertraf der Juli 2015 seines mit einem
überschuss von 46 Stunden.
Nur geringe Unterschiede ergaben sich beim Wind, der in beiden Fällen
in Böen nicht über Windstärke 8 (stürmisch) hinauskam.
© Bernhard Mühr, 2. August 2015
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