Das Jahr 2017 in Rheinstetten: Deutlich zu warm,
etwas zu trocken bei leicht überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer
Auch das Jahr 2017 schloss mit einer beachtlichen positiven Temperaturabweichung ab,
sie betrug 1.5 Grad bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von 11.4 °C. In Bezug
auf die anderen Parameter lag der Niederschlag näher bei den langjährigen Vergleichswerten als die Sonnenscheindauer.
Zum Normalwert fehlten knapp 40 mm Niederschlag (95% der Norm),
während die Sonne gut 255 Stunden länger ihre Arbeit verrichtete.
Kurzübersicht
Winter: Auf einen durchschnittlichen Dezember 2016 folgte ein trockenkalter
Januar 2017. Der Februar beendete die Frostperiode und zeigte sich in der
zweiten Monatshälfte extrem mild. Trotz des nasseren Februars verlief der Winter äußerst trocken.
Frühjahr:
Der Frühling kam in Form des wärmsten März' seit
Aufzeichnungsbeginn 1876 mit Macht. Die früh blühenden
Obstbäume erlitten anschließend Ende April zum Teil schwere
Frostschäden. Ende Mai setzte schon zum ersten Mal heißes Sommerwetter ein.
Der April schloss durchschnittlich ab, der Mai deutlich zu warm. Vor allem
der April trug zu einem deutlichen Niederschlagsdefizit bei, das im Frühjahr
nur durch drei niederschlagsreichere Tage gemindert wurde. Alle drei Monate
wiesen einen deutlichen Sonnenscheinüberschuss auf.
Alle drei Sommermonate erreichten warme Monatsdurchschnittswerte
von mindestens 20,0 °C. Äußerst warm und ungewöhnlich im Vergleich
zum langjährigen Mittel präsentierte sich der Juni. Im Juli wurde
die höchste Jahrestemperatur von 34,7 °C aus dem Juni nochmals eingestellt.
Die zweite Sommerhälfte verlief deutlich weniger heiß als die erste.
Die Sonnenschein- und Niederschlagswerte befanden sich näher am Mittelwert als im Frühjahr.
Während der September rasch den Frühherbst brachte,
stellten sich Mitte des Folgemonats mit dem Goldenen
Oktober nochmals ungewöhnlich hohe Temperaturen bis an
die 25 Grad-Marke ein. Die letzten drei Monate des Jahres
verliefen allesamt zu warm, ab September fiel jeder Monat zu nass aus.
Im Herbst verlängerte zunächst der trockene September den
Sommer noch um gut 2 Wochen mit Tageshöchsttemperaturen von
häufig mehr als 25 °C. Mit dem Oktober sank das Temperaturniveau
abrupt auf Normalmaß, der November verlief ein wenig zu warm,
bevor der extrem niederschlagsarme Dezember das Jahr durchschnittlich temperiert beschloss.
Temperatur
Die Jahresdurchschnittstemperatur betrug im Jahr 2016 in Rheinstetten 11.4 °C,
bezogen auf die Referenzperiode 1961-1990 bedeutet das eine positive Abweichung
von 1.5 Grad. Legt man den Bezugszeitraum 1971-2000 zugrunde, ergibt sich ein
Temperaturüberschuss von 1.1 Grad. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt in
Rheinstetten bei 9.9 °C (1961-1990, bzw. 10.3°C (1971-2000).
6 der 12 Monate fielen mindestens 2,0 Grad zu warm aus, drei davon konnten mit
einer Abweichung von mehr als +3 Grad aufwarten. Zum ersten Mal seit März 2013
fiel ein Monat wieder mehr als 2 Grad zu kalt aus, in Gestalt des Januars. Der
Monat September war wenige Zehntelgrad zu kühl, während der April den Durchschnitt erreichte.
Die Monatsmitteltemperaturen und Temperaturabweichung der einzelnen Monate
in der Übersicht (Referenzperiode: 1961-1990):
März 2017 | 9.3°C | +3.6 Grad |
Juni 2017 | 20.4°C | +3.4 Grad |
Februar 2017 | 5.1°C | +3.0 Grad |
Mai 2017 | 16.2°C | +2.4 Grad |
Dezember 2017 | 4.2°C | +2.3 Grad |
Oktober 2017 | 12.0°C | +2.0 Grad |
Juli 2017 | 20.9°C | +1.8 Grad |
August 2017 | 20.0°C | +1.5 Grad |
November 2017 | 6.2°C | +1.3 Grad |
April 2017 | 9.6°C | +0.1 Grad |
September 2017 | 14.2°C | -0.8 Grad |
Januar 2017 | -1.4°C | -2.3 Grad |
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Das Jahr 2017 wies einen warmen Frühling und Sommer,
umschlossen von einem durchschnittlichen Winter und Herbst auf.
Jedoch zeichnete sich das Jahr durch eine Abwechslung zu kalter und
deutlich zu warmer Witterungsabschnitte aus. Zwischen einem kalten
Januar und Frostschäden im April lag ein extrem mildes Frühjahr.
Mai und Juni wiesen einen markanten Wärmeüberschuss auf, welcher im
Lauf der zweiten Sommerhälfte etwas nachließ. Daraufhin brachte der
September den Frühherbst, der Oktober verlief im Vergleich zum Durchschnitt
wieder deutlich zu warm. November und Dezember zeigten sich insgesamt mild,
dabei fehlten die Extremwerte nach unten komplett.
Alle acht Eistage des Jahres brachte der Januar,
fünf Mal und zum ersten Mal seit Dezember 2014 wurden wieder
zweistellige Minusgrade bis -12.0 °C am 22. Januar registriert.
Die kälteste Phase mit Nachttemperaturen unter -5 °C an zwölf Tagen
in Folge stellte sich vom 18. bis zum 29. Januar ein.
Ungewöhnlicherweise sanken danach die Nachttemperaturen
im ganzen Jahr nicht mehr unter -5 °C ab. Nachtfrost trat
insgesamt 66 mal auf, der späteste Frost am 24. April und zum ersten Mal wieder am 31. Oktober.
Am anderen Ende der Temperaturskala konnten insgesamt 71
Sommertage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 25.0 °C
gezählt werden, an 24 Tagen davon zeigte das Thermometer sogar 30.0 °C
oder mehr an (heiße Tage). Die sommerliche Hitze kam früh und ging früher
als 2016, mit zunächst 30.0 °C am 17. Mai und wenige Tage später drei heiße
Tage am Stück mit 33.2 °C am 28. Mai. Der letzte heiße Tag trat am 30. August auf.
Den Hitzerekord des Jahres 2017 mit 34.7 °C teilen sich der 22. Juni und der 19. Juli.
Den ersten Sommertag des Jahres registrierte Rheinstetten am 10. April,
zum letzten Mal war das am 5. September der Fall.
Niederschlag
Mit dem Jahr 2017 setzte sich die Reihe der zu trockenen Jahre
seit 2011 fort, durch die letzten vier nassen Monate befand sich
die Niederschlagssumme jedoch nahe am langjährigen Mittel.
Insgesamt kam eine Niederschlagsmenge von 815.9 mm zusammen,
das entspricht 95 % der Norm. Das Regendefizit beläuft sich somit auf 39.6 mm.
Die Niederschlagsmengen der einzelnen Monate und der prozentuale Anteil vom Mittel 1961-1990 in der Übersicht:
September 2017 | 107.3 mm | 170 % |
November 2017 | 106.9 mm | 146 % |
Juli 2017 | 102.8 mm | 133 % |
März 2017 | 65.1 mm | 114 % |
Dezember 2017 | 80.6 mm | 111 % |
Oktober 2017 | 66.8 mm | 105 % |
August 2017 | 68.9 mm | 87 % |
Juli 2017 | 71.5 mm | 79 % |
Mai 2017 | 64.0 mm | 70 % |
Februar 2017 | 35.3 mm | 69 % |
Januar 2017 | 20.4 mm | 34 % |
April 2017 | 19.8 mm | 30 % |
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6 der 12 Monate des Jahres 2017 konnten mit einem Regenüberschuss aufwarten,
2 Monate verliefen erheblich zu trocken. Die ersten vier Monate des Jahres
gestalteten sich besonders trocken (Januar und April mit nur rund einem Drittel
des Normalwerts) und nur wenige intensive Regenereignisse wie im März und Juli
besserten die Regenbilanz von insgesamt nur 275 mm etwas auf. Sie setzten die
trockene zweite Jahreshälfte 2016 fort. Dies sollte sich in der zweiten Jahreshälfte 2017
mit insgesamt 540 mm ändern, als gleich drei Monate eine Niederschlagssumme von 100 mm
überschritten (Juli, September, November). Dies gab es seit 2010 nicht mehr.
Die Flüsse wurden nach und nach wieder gefüllt.
Extreme Niederschlagsereignisse mit Regenmengen von 50 mm oder mehr
innerhalb eines Tages stellten sich einmal am 13. September ein, als
62.3 mm über Rheinstetten niedergingen. Nur 4 weitere Tage (am 10. und 25. Juli, 2. Oktober und 12. November)
konnten eine 24-stündige Regenmenge von mehr als 20 mm verzeichnen.
An 19 Tagen regnete es mindestens 10 mm, nennenswerter Niederschlag von 1.0 mm
oder mehr fiel an 123 Tagen. Berücksichtigt man zudem die Tage, an denen etwas
Sprühregen oder nur ein paar Tropfen auftraten, blieben 185 Tage vollständig trocken.
Schneedecke
Tief verschneit zeigte sich Karlsruhe auch im Jahr 2017 zu keiner Zeit.
Im Januar konnte immerhin sieben Mal zum Frühtermin (07 Uhr) eine dünne
Schneedecke mit einer Mächtigkeit von 1 bis 2 cm beobachtet werden. Oft
stellten sich die kalten Temperaturen erst nach leichten Schneefällen ein
und die Luftmassen zeigten sich dann zu trocken für eine hohe und beständige
Schneedecke. Nach dem frühen Winterende fiel kaum noch eine Flocke bis zum Dezember.
In diesem Monat hielt sich ein Mal 1 cm Schnee bis zum Morgen des 4. Dezember.
Sonst setzte bei Schneefallereignissen trotz Schneedeckenbildung vor oder nach
dem Morgentermin rasch Tauwetter ein.
Sonne
Mit einer Sonnenscheindauer von insgesamt 1865 Stunden wurde
im abgelaufenen Jahr der langjährige Vergleichswert von 1609 Stunden um 256 Stunden übertroffen (116%).
Absolute und relative Sonnenscheindauer (1961-1990)
der einzelnen Monate des Jahres 2017 in Rheinstetten.
Januar 2017 | 73.3 h | 194 % |
März 2017 | 173.9 h | 153 % |
April 2017 | 208.8 h | 135 % |
Juni 2017 | 281.9 h | 132 % |
Februar 2017 | 85.7 h | 126 % |
Mai 2017 | 245.8 h | 121 % |
Oktober 2017 | 124.6 h | 119 % |
August 2017 | 217.7 h | 98 % |
September 2017 | 158.8 h | 95 % |
Juli 2017 | 220.5 h | 93 % |
November 2017 | 46.7 h | 93 % |
Dezember 2017 | 26.9 h | 73 % |
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Der relativ sonnigste Monat war der Januar mit 194 % der Norm,
in absoluten Zahlen der Juni mit 281.9 Stunden oder 132 %. Einen
Sonnenscheinüberschuss wiesen noch alle Frühjahrsmonate sowie der Oktober auf.
Leicht zu trüb blieb es von Juli bis September. Im November ging jahreszeitlich
bedingt die Zahl der Sonnenstunden markant zurück, im Dezember lag sie dann auch
in relativen Zahlen deutlich unter dem Durchschnitt.
In diesem Jahr wiesen einige Monate mit hoher maximal möglicher Sonnenscheindauer
ein Sonnenplus auf, aber auch Januar und Februar. Ab der zweiten Sommerhälfte
verliefen die Monate höchstens durchschnittlich sonnig, das Minus fiel in
absoluten Zahlen wenig ins Gewicht. Kurioserweise brachten dann November und
Dezember zusammen gerade so viel Sonnenschein wie der Januar. In diesem Jahr
war der dunkelste Monat zugleich der Monat mit dem prozentual wenigsten Sonnenschein.
März bis Juni 2017 haben den größten Anteil des Sonnenstunden-Überschusses inne (fast 90 %)
mit einem Plus von 40 bis 70 Stunden pro Monat, im Januar waren es 35. Das Minus von 16
Stunden im Juli war größer als die 10 Stunden im Dezember.
Wind
Der Wind spielte in diesem Jahr eine größere Rolle als in den letzten Jahren,
in Böen wurden 6 Sturmtage (ab 75 km/h, Bft 9), davon drei Tage mit schwerem
Sturm (ab 89 km/h, Bft 10). Das war am 13. Januar, 27. Februar und 14. Dezember
durch die Tiefs EGON, UDO und ZUBIN der Fall.
Bernhard Mühr, 3. Januar 2018
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