Das Jahr 2020 in Rheinstetten: Viel zu warm,
sehr trocken und reichlich Sonnenschein
Übersicht
Das Jahr 2020 kann wie alle seine Vorgänger seit 2014 mit den klimatologischen Attributen
"zu warm", "zu trocken" und zu "sonnig" versehen werden.
Die Abweichungen fielen für das Jahr 2020 sogar besonders groß aus.
Mit einer Mitteltemperatur von 12.2 °C und einem positiven Temperaturüberschuss von 2.3 Grad
sortiert sich das Jahr 2020 zusammen mit dem Jahr 2014 auf Platz 2 in der Reihe
der wärmsten Jahre ein. Nur das Jahr 2018 präsentierte sich mit einer um zwei Zehntel Grad
höheren Durchschnittstemperatur noch ein wenig wärmer.
Alle 12 Monate des Jahres 2020 übertrafen dabei ihre langjährigen Vergleichswerte.
Ein einziger Monat, nämlich der Februar, konnte mit einem Regenüberschuss aufwarten,
der März und der Dezember brachten immerhin die monatsübliche Regenmenge zustande.
Während der restlichen 9 Monate des Jahres
blieb die Niederschlagsmenge zum Teil erheblich hinter den Erwartungen zurück.
So verwundert es nicht, dass bis zum Ende des Jahres ein erhebliches Regendefizit aufgelaufen war;
die insgesamt gefallenen 587 mm entsprechen dabei nur gut zwei Dritteln (69%) eines durchschnittlichen
Jahresniederschlags von 855.5 mm.
Über den Zeitraum der letzten 5 Jahre (2016-2020) summiert sich das Regendefizit bereits auf
einen ganzen Jahresniederschlag, es beträgt 844 mm!
Wenig Regen - viel Sonnenschein. Dieser Zusammenhang bestätigte sich auch im Jahr 2020.
Erneut wurde die 2000-Stunden-Marke geknackt, am Ende des Jahres konnte eine Sonnenscheindauer
von 2022 Stunden gemessen werden, angesichts des bescheidenen Mittelwertes von 1609 Stunden
ein beachtlicher Sonnenstundenüberschuss. Nur zwei Monate
verfehlten ihr Sonnenscheinsoll deutlich, mit der
doppelten Sonnenscheinausbeute konnte dagegen der April aufwarten.
Die durchschnittliche Jahressonnenscheindauer war bereits
mit Ablauf des Monats September übertroffen.
Nachstehend die einzelnen Monate in der Übersicht (Monatsmitteltemperatur,
Niederschlagssumme und Sonnenscheindauer sowie ihre Abweichung von der Norm 1961-1990):
Temperatur |
Februar 2020 | 7.2°C | +5.1 Grad |
August 2020 | 22.1°C | +3.6 Grad |
Januar 2020 | 4.1°C | +3.2 Grad |
April 2020 | 12.6°C | +3.1 Grad |
Dezember 2020 | 4.4°C | +2.5 Grad |
September 2020 | 17.1°C | +2.1 Grad |
Juli 2020 | 21.0°C | +1.9 Grad |
November 2020 | 6.6°C | +1.7 Grad |
März 2020 | 7.3°C | +1.6 Grad |
Oktober 2020 | 11.5°C | +1.5 Grad |
Juni 2020 | 18.4°C | +1.4 Grad |
Mai 2020 | 14.4°C | +0.6 Grad |
Jahr 2020 | 12.2°C | +2.3 Grad |
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Niederschlag |
Februar 2020 | 131.0 mm | 217 % |
März 2020 | 57.6 mm | 101 % |
Dezember 2020 | 72.0 mm | 99 % |
Oktober 2020 | 56.7 mm | 89 % |
Juni 2020 | 73.0 mm | 81 % |
Januar 2020 | 31.7 mm | 52 % |
Mai 2020 | 46.1 mm | 50 % |
August 2020 | 39.8 mm | 50 % |
September 2020 | 30.5 mm | 48 % |
November 2020 | 25.6 mm | 35 % |
Juli 2020 | 17.4 mm | 23 % |
April 2020 | 5.6 mm | 8 % |
Jahr 2020 | 587.0 mm | 69 % |
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Sonnenscheindauer |
April 2020 | 309.4 h | 199 % |
November 2020 | 90.0 h | 179 % |
März 2020 | 180.6 h | 159 % |
Januar 2020 | 51.2 h | 136 % |
Mai 2020 | 273.2 h | 135 % |
Juli 2020 | 313.1 h | 132 % |
September 2020 | 207.5 h | 124 % |
Februar 2020 | 82.4 h | 121 % |
August 2020 | 228.7 h | 103 % |
Juni 2020 | 203.3 h | 95 % |
Oktober 2020 | 64.2 h | 61 % |
Dezember 2020 | 18.7 h | 51 % |
Jahr 2020 | 2022.4 h | 126 % |
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Temperatur
Bereits der Januar gab temperaturmäßig die Richtung für das ganze Jahr vor
und zeigte sich alles andere als winterlich. Die Mitteltemperatur das Monats
betrug 4.1 °C und lag damit 3.2 Grad über der Norm 1961-1990. Nachts trat 18 Mal
leichter Frost auf und kälter als -4.3 °C wurde es nicht. Am 22. Januar konnte bei einer
Höchsttemperatur von -0.3 °C ein Eistag verzeichnet werden - es blieb der einzige
des gesamten Jahres.
Als fast schon frühlingshaft geht der Februar mit einer Mitteltemperatur
von 7.2 °C durch, der Temperaturüberschuss erreichte den außerordentlich hohen
Wert von 5.1 Grad. Das machte den Februar zum relativ wärmsten Monat des Gesamtjahres.
Nachtfrost bis -4.1 °C trat nur in der ersten Monatshälfte sieben Mal auf,
dafür erreichte die Temperatur an 11 Tagen mehr als 15 °C und verfehlte
am 16. Februar mit 19.2 °C die 20-Grad-Marke nur knapp.
Die außerordentlichen Temperaturverhältnisse des Februar spiegelt auch die
Tatsache wider, dass der März mit 7.3 °C praktisch dasselbe Temperaturniveau
wie der Vormat aufwies und selbst damit noch seinen eigenen langjährigen Vergleichswert deutlich um 1.6 Grad übertraf.
Bei der Zahl der Frosttage (10) und der Monatstiefsttemperatur von -4.7 °C übertraf
der März seinen Vormonat sogar noch. Die Nachtfröste ereigneten sich alle in
der zweiten Monatshälfte; somit ergibt sich für einen Winter ein außerordentlich langer
frostfreier Zeitraum von 27 Tagen (16. Februar bis 13. März einschließlich).
Bei einer Höchsttemperatur des Monats von 19.4 °C am 18. März blieb die 20-Grad-Marke
noch unangestastet.
Abgesehen von einem kühlen Start und eines kurzen Kälterückfalls zur Monatsmitte
macht die Erwärmung im April rasche und deutliche Fortschritte. Mehr als 20 Grad traten
erstmals am 5. April auf, am 17. April konnte sogar schon der erste Sommertag mit 25.1 °C
verzeichnet werden. Während der ersten Monatshälfte sank
in den Nächten das Thermometer allerdings noch 5 Mal in den Frostbereich,
-4.2 °C waren es am 2. April.
In Sachen Wärmeüberschuss legte der April wieder zu,
er betrug 3.1 Grad, die Monatsmitteltemperatur berechnete sich zu 12.6 °C.
Erstaunlicherweise präsentierte sich auch im Jahre 2020 der
Mai als der vergleichsweise kälteste Monat des Jahres. Bereits
im Jahr zuvor trat der Mai als einziger unterdurchschnittlich tempererierter Monat
in Erscheinung.
Im Mai 2020 ergab sich eine nur geringe positive Temperaturabweichung
von 0.6 Grad, die Mitteltemperatur des Monats lag bei 14.4 °C.
Es konnten insgesamt 6 Sommertage mit einer Höchsttemperatur
von mindestens 25 °C gezählt werden, am wärmsten wurde es am 21. Mai mit 27.0 °C.
Den letzten Frosttag gab es am 12. Mai mit -0.3 °C.
Mit dem zweitgeringsten Temperaturüberschuss aller Monate, nämlich 1.4 Grad,
wartete der Juni auf. Seine Mitteltemperatur lag bei 18.4 °C.
Sommerlich präsentierte sich insbesondere die letzte Monatsdekade mit
10 Sommertagen in Serie und auch der erste heiße Tag der Saison war
schon mit dabei, wenn auch mit 30.3 °C nur knapp. Mit 5 weiteren Sommertagen
in der ersten Monatshälfte kommt der Juni in dieser Rubrik auf insgesamt 15.
Hochsommerlich kam der Juli daher; seine Mitteltemperatur lag bei 21.0 °C,
der Temperaturüberschuss bei 1.9 Grad.
26 der 31 Tage des Monats verdienten sich das Prädikat "Sommertag"
(Höchsttemperatur mindestens 25.0 °C). Mit den heißen Tagen tat sich der Juli allerdings
schwer und streute nur gelegentlich und insgesamt 6 solcher Tage ein.
Die mit Abstand höchste Temperatur des Monats konnte am Monatsletzten mit 36.7 °C verbucht werden.
In Sachen Wärme legte der August sowohl absolut als auch relativ noch einmal deutlich zu.
Eine Monatsmitteltemperatur von 22.1 °C machte den Monat zum absolut wärmsten des Jahres
und eine positive Wärmeanomalie von 3.6 Grad zum relativ zweitwärmsten. Den hochsommerlichen
Charakter des Monats unterstreichen insgesamt 25 Sommertage und insbesondere 12 heiße Tage,
von denen 6 sogar eine Höchsttemperatur von mehr als 35 °C aufwiesen.
Der Hitzerekord des Jahres wurde am 12. August mit 37.0 °C aufgestellt.
Auch die ersten drei Septemberwochen zeichneten sich noch durch ein durchaus sommerliches
Gepräge aus. Das belegen 15 weitere Sommertage und noch einmal 4 heiße Tage.
Der Herbst machte erst zum Monatsende mit Macht auf sich aufmerksam, am 26. September
wurde die 10-Grad-Marke nur noch mit Mühe übertroffen (10.5 °C).
Die Monatsmitteltemperatur des September ergab sich zu 17.1 °C, die Abweichung
vom langjährigen Mittelwert lag bei 2.1 Grad.
Als Übergangsmonat zeigte der Oktober einen unspektakulären
Temperaturverlauf ohne Sommertage und ohne Frosttage. Die Tageshöchsttemperaturen
lagen zwar durchweg über 10°C, Höchstwerte von mehr als 20 °C konnten aber
nur noch an zwei Tagen gemessen werden.
Daraus resultiert eine Monatsdurchschnittstemperatur von 11.5 °C und
eine positive Abweichung der Temperatur von 1.5 Grad.
Auch der November fiel mit einem Temperaturüberschuss von 1.7 Grad
und einer Mitteltemperatur von 6.6 °C deutlich zu warm aus.
Der Monat startete überaus mild und stellte am 2. mit einer Höchsttemperatur von 22.0 °C gleich
einen neuen Temperaturrekord für den Monat November in Rheinstetten auf.
Besondere Erwähnung verdient auch der an jenem Tag außerordentlich hohe Tiefstwert von 15.3 ° -
eine Temperatur, wie sie selbst so manche Sommernacht nicht aufzubieten vermag.
Der erste Nachtfrost der nahenden Wintersaison trat am 7. November mit -1.4 °C auf, dazu gesellten
sich weitere 6 Frostnächte. Eistage (Dauerfrost) gab es keine.
Wenig winterlich ging es im Dezember zu. Bei einer Monatsmitteltemperatur von 4.4 °C
und einem Temperaturüberschuss von 2.5 Grad war Schnee und Dauerfrost kein Thema und selbst leichte Nachtfröste
bis -3.2 °C am 11. Dezember gab es nur 13 Mal. Pünktlich setzte sich auch im Dezember 2020
das Weihnachtstauwetter durch, auch wenn der Begriff eine vorhandene Schneedecke impliziert.
Die gab es im gesamten Dezember aber nicht, dafür konnten am 23. Dezember mit 15.0 °C
die höchsten Temperaturen des Monats gemessen werden.
Anzahl klimatologischer Kenntage im Jahr 2020:
1 Eistag (1 im Januar)
61 Frosttage (18 im Januar, 7 im Februar, 10 im März, 5 im April, 1 im Mai, 7 im November, 13 im Dezember)
88 Sommertage (1 im April, 6 im Mai, 15 im Juni, 26 im Juli, 25 im August, 15 im September)
23 Hitzetage (1 im Juni, 6 im Juli, 12 im August, 4 im September)
Definition der Kenntage:
Eistag: Höchsttemperatur < 0.0 °C
Frosttag: Tiefsttemperatur < 0.0 °C
Sommertag: Höchsttemperatur >= 25.0 °C
Hitzetag: Höchsttemperatur >= 30.0 °C
Niederschlag
Im Jahr 2020 präsentierte sich nur ein einziger Monat zu nass, dafür aber gleich deutlich:
Es war der Februar, der eine Monatssumme des Niederschlags von 131 mm und damit mehr als das Doppelte (217 %)
eines üblichen Februarniederschlags verzeichnete.
Der März erreichte mit 57.6 mm fast exakt seinen langjährigen Durchschnittswert (101 %),
eine durchschnittliche Niederschlagsmenge konnte darüber hinaus im Dezember mit 72.0 mm
registriert werden (99 % der Norm).
Alle anderen Monate verfehlten ihr Soll. Die Hälfte oder weniger eines üblichen
Monatsniederschlages kam in 6 Monaten zusammen.
Mit rund einem Drittel (35 %)
der Norm konnte der November aufwarten und extrem trocken präsentierte sich der Juli,
der mit 17.4 mm nur 23 % des durchschnittlichen
Monatsregens empfing; das Schlusslicht in Sachen Niederschlag bildet der April,
der es auf ganze 5.6 mm brachte, das sind nur 8 % der Norm.
Angesichts von 9 teilweise sehr trockenen Monaten überrascht es nicht, dass
das auch die Jahresniederschlagsbilanz deutlich negativ ausfällt:
Insgesamt verzeichnete das Jahr 2020 eine Niederschlagsmenge von 587.0 mm,
was lediglich 69 % eines durchschnittlich nassen Jahres entspricht.
In absoluten Zahlen berechnet sich das Niederschlagsdefizit zu 268.5 mm.
Messbarer Niederschlag konnte an insgesamt 154 Tagen verzeichnet werden.
Eine Niederschlagsmenge von 1.0 mm oder mehr kam an 102 Tagen zustande.
Die Anzahl der Regentage mit einer Tagesniederschlagsmenge von mindestens 10.0 mm
betrug 19 und nur 3 Mal summierte sich die 24-stündige Regenmenge auf mehr als 20 mm.
Als nassester Tag tat sich der 11. Mai mit 25.9 mm hervor.
Das Kalenderjahr 2020 präsentierte sich - zumindest zum offiziellen Morgentermin um 06 UTC -
an allen Tagen schneefrei - ein "Kunststück", das in Karlsruhe zuvor erst einem Jahr gelang, nämlich 1974.
Sonne
Der Schwellenwert von 2000 Sonnenstunden konnte auch im Jahr 2020
übertroffen werden. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Jahr
bringt es in Karlsruhe auf gerade einmal 1609 Sonnenstunden.
Insgesamt verrichtete unser Zentralgestirn an 2022.4 Stunden seine Arbeit,
413.4 Stunden länger als üblich (126 % der Norm).
Zum Sonnenscheinüberschuss trugen 9 Monate bei, nur 3 Monate verliefen zu trübe.
Allein der April 2020 zeichnete für 154 Extra-Sonnenstunden verantwortlich,
er verlief mit insgesamt 309.4 Sonnenstunden doppelt so sonnenscheinreich (199 %) wie ein durchschnittlicher April.
71 Überstunden machte die Sonne auch im Mai (135 % der Norm), im März waren es 67 Überstunden (159 % der Norm), und der
Juli steuerte 76 Extra-Sonnenstunden (132 %) bei.
Weniger spendabel zeigte sich die Sonne im Juni, wo 11 Stunden zum Sonnenscheinsoll fehlten.
Noch größer fiel das Sonnenscheindefizit mit 41 Fehlstunden im Oktober aus, der es auf insgesamt nur
64.2 Stunden brachte.
Und am Ende der Sonnenscheinbilanz rangiert absolut und relativ der Dezember, in dem die
Sonne nur 18.7 Stunden lang zum Vorschein kam (51 % der Norm).
Wind
An 8 Tagen im Jahr 2020 erreichte der Wind in Böen mindestens Sturmstärke, Windstärke 9
(ab 75 km/h).
Besonders windreich ging es im Februar 2020 zu, in dem allein 6 Sturmtage verzeichnet werden konnten.
Das Orkantief SABINE war am 10. Februar für Windgeschwindigkeiten in Böen bis 102.6 km/h (Bft 10)
verantwortlich.
Die stärkste Windböe trat allerdings am 1. März auf, als der Wind in Böen mit
den Sturmtiefs CHARLOTTE und DIANA Geschwindigkeiten bis 106.9 km/h erreichte - das
entspricht Windstärke 11 (Bft 11) bzw. orkanartigen Böen.
Einen weiteren Sturmtag mit Böen bis 76.7 km/h (Bft 9) hatte der 4. Oktober im Angebot.
Bernhard Mühr, 2. Januar 2021
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